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In eigener Sache

Die Luft wird dünn!

Das könnte das Motto der derzeit laufenden Einsatzübungen unter Atemschutz sein.

Vollbepackt mit Atemschutzgerät, Maske, Feuerschutzkleidung und jeder Menge Arbeitsmaterial haben sich die ersten Atemschutzgeräteträger aus dem Stadtgebiet Gladenbach einer Einsatzübung in einem ehemaligen Wohnhaus an der Produktionsstätte der Firma Oranier in Weidenhausen unterzogen. Angenommen wurde ein Wohnungsbrand im zweiten Obergeschoss des Gebäudes mit der Vermutung, dass sich noch Personen in dem Gebäude aufhalten. Während einer kurzen Vorbesprechung, haben wir den Kameradinnen und Kameraden eine kurze Einweisung gegeben, da es für uns nicht alltäglich ist, eine Einsatzsituation so realistisch darzustellen, wie es in dieser Übung der Fall ist. In der Regel werden solche Übungen im Gebäude nicht mit Wasser am Rohr durchgeführt, was bei dieser Übung aber der Fall sein wird. Auch kann ein Gebäude selten so verraucht werden, wie es uns in diesem Objekt möglich ist.

Nach der Kurzeinweisung musste die Konzentration hochgefahren werden. Die Teilnehmer erhielten durch ihren Einheitsführer eine kurze Lageeinweisung und ihren Auftragsbefehl. Ab jetzt wurde die Zeit dokumentiert. Die Kameradinnen und Kameraden mussten sich mit Atemschutz ausrüsten und gegenseitig das richtige Anlegen der persönlichen Schutzausrüstung, sowie des Atemschutzgerätes überprüfen.

Nach dem Betreten des Übungsobjektes ging es nun in Richtung Brandwohnung. Im Treppenhaus ist bereits eine leichte Verrauchung zu erkennen. Im zweiten Obergeschoss standen die Angriffstrupps nun vor der Tür der Brandwohnung. Ab nun hieß es „erstes Rohr Wasser marsch“ und man konnte das Ergebnis des Schlauchmanagements erkennen. Auf kleinen Raum vor der Wohnungstür wurden über 30m Schlauch mit Wasser gefüllt. Spätestens hier zeigt sich, ob die Teilnehmer ihre Schlauchreserve sauber verlegt haben.

In der Brandwohnung hieß es für die Teilnehmer Vorgehen unter 0-Sicht. Die Wohnung war so vernebelt, dass man nur wenige Zentimeter weit gucken konnte. In tiefster Gangart bewegten sich die Trupps mittels Rechter-Hand-Suche in der Wohnung vorwärts, um sowohl den Brandherd, als auch Personen ausfindig zu machen.
Nach dem Ende der Übung wurde eine umfangreiche Nachbesprechung durchgeführt, in der zunächst auf Erfahrungen und das persönliche Empfinden der Teilnehmer eingegangen wurde. Anschließend teilten die Ausbilder den Kameradinnen und Kameraden ihre Beobachtungen mit und gaben Tipps, um den Einsatzablauf zu verbessern.

Aber warum betreibt die Feuerwehr einen solchen Aufwand? Jeder Atemschutzgeräteträger muss bei einem Einsatz Tauglich sein. Die Tauglichkeit setzt voraus, dass der Träger eines Atemschutzgerätes alle 3 Jahre die G26.3 Untersuchung bei einem Arbeitsmediziner besteht, an einer jährlichen theoretischen Unterweisung teilnimmt, jährlich die Atemschutzstrecke zur Belastungsübung besucht und jährlich auch einmal einen Einsatz unter Atemschutz oder eine Übung unter Atemschutz absolviert. Ein Atemschutzgeräteträger muss dementsprechend viele Übungsdienste neben seinen eigentlichen feuerwehrtechnischen Übungen durchführen, was einen hohen Zeitaufwand bedeutet und somit nicht hochgenug anzurechnen ist.

Die größte Herausforderung unserer Atemschutzgeräteträger ist allerdings die psychische und physische Belastung. Man stelle sich vor, man trägt Ausrüstung von über 20kg zusätzlich zu der sehr dicken Einsatzkleidung und kann nicht ohne Kraftaufwand atmen und hat dazu noch ein eingeschränktes Sichtfeld. Dieser Belastung sind unsere Geräteträger schon ausgesetzt, bevor sie ihre eigentliche Arbeit aufnehmen! Im Einsatz kommen dann noch Umgebungstemperaturen von bis zu 400°C hinzu, sowie die Tatsache, dass man ohne Sicht auf ein Feuer zugeht und das Objekt in dem man sich bewegt nicht kennt. Natürlich kennen unsere Kameradinnen und Kameraden die theoretischen Gefahren in ihrem Einsatz. In vielen Einsätzen unter Atemschutz ist es allerdings nicht immer möglich die Gefahren zu erkennen und somit begibt man sich in eine Situation, in der man unter höchster physischer Belastung auch psychisch an seine Grenzen stößt.
Eine solche Übung erfordert sehr viel Organisation und einen hohen Zeitaufwand den die Teilnehmer, aber vor allem die Ausbilder auf sich nehmen, um in Zukunft immer sicher aus dem Einsatz zu kommen. Jüngste Einsätze in unserer Nachbargemeinde in Bad Endbach zeigen wieder einmal, wie wichtig die realitätsnahe Ausbildung ist, um für den Ernstfall vorbereitet zu sein.

Das Team der Ausbilder bedankt sich bei allen Teilnehmern. Wir hoffen ihr konntet Erkenntnisse für euch persönlich mitnehmen und ihr kommt immer gesund aus eurem Einsatz. Wir freuen uns euch auch nächstes Jahr wieder bei den Einsatzübungen begrüßen zu können.

von Peter Schneider
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